Paks
Das ungarische Kernkraftwerk in Paks,
einem 100 Kilometer südlich von Budapest an der Donau gelegenen
Städtchen, zählt zweifelsohne zu den sichersten und am seriösesten
gemanageten Atomanlagen Osteuropas. Ein Indiz hierfür ist, dass
der Atommeiler trotz des als äußerst unsicher und unmodern
geltenden Reaktortyps WWER-440/213, von dessen Art in Paks drei Blöcke
Strom produzieren, in seiner Betriebsgeschichte bislang von schweren
Störfällen verschont geblieben ist. Da die einzelnen Blöcke
erst zwischen 1982 und 1987 ihren Betrieb aufnahmen, rechnet Budapest
damit, in Paks noch bis mindestens ins Jahr 2020 Strom produzieren zu
können, deckt das Atomkraftwerk heute doch knapp die Hälfte
des ungarischen Strombedarfs.
Im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Staaten ist die Nutzung
der Atomenergie in Ungarn kein Gegenstand der bilateralen Beitrittsverhandlungen
zwischen Budapest und der EU. Neben dem sicheren Betrieb der letzten
15 Jahre ist auch das ehrgeizige Nachrüstprogramm für Paks,
das die ungarische Regierung im Jahr 1996 initiiert hatte, hierfür
verantwortlich. Um die auf dem Stand der 60er Jahre konstruierten Reaktoren
auf annähernd westliches Sicherheitsniveau hochzurüsten, sind
seitdem große Summen in westliche Steuerungstechnologie investiert
worden. Ein Konsortium unter der Führung von Siemens hat auf diesem
Wege in den Jahren 1999 und 2000 komplett neue Reaktorschutzsysteme
(instrumentation&control) eingebaut - ein Deal im Wert von 26 Millionen
US-Dollar. IAEO-Experten bezeichnen die Modenisierungsbemühungen
der letzten Jahre als erfolgreich, wenngleich die drei Atommeiler noch
immer nicht westlichen Standards genügten.
In den Fokus der deutschen Öffentlichkeit kam Paks erst einmal,
nämlich im Jahr 1996, als 235 noch unverbrauchte Brennelemente
aus dem ehemaligen DDR-Kernkraftwerk Greifswald nach Paks geliefert
wurden. Deutsche Atomkraftgegner, allen voran Greenpeace, kritisierten
den Handel, da die Atomreaktoren von Paks vom gleichen Typ wie jene
in Greifswald seien, die damals gleich nach der Wende von der Bundesregierung
Kohl aus Sicherheitsgründen stillgelegt worden waren.
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