Mochovce

Kernkraftwerk Mochovce

In den Jahren 1998/1999 gingen in Mochovce, 120 Kilometer östlich der Hauptstadt Bratislava (Preßburg), zwei WWER-440/213-Reaktoren ans Netz. Ursprünglich als Ersatzkapazität für die gefährlichere Anlage V-1 in Bohunice vorgesehen, wurde der Probebetrieb Mochovces von massiven internationalen Protesten, vor allem aus Österreich, begleitet, nachdem Bratislava angekündigt hatte, ihre Zusage zurückzuziehen und Bohunice V-1 doch noch bis 2005 Strom produzieren zu lassen.


Auch wenn die Anlage in Mochovce als das im Vergleich zu Bohunice "geringere Übel" gilt, gibt es doch auch hier gravierende Sicherheitsmängel, die teils anlagenspezifisch, teils konstruktionsbedingt sind. Wie alle WWER-440-Anlagen verfügen auch die Reaktoren von Mochovce nicht über ein Containment; Brandschutz und Erdbebensicherheit sind ungenügend.

Anlagenspezifische Mängel ergeben sich aus der Tatsache, dass der Weiterbau von Mochovce nach dem Zusammenbruch des Kommunismus in Osteuropa bis Mitte der 90er Jahre aus Geldmangel ausgesetzt wurde. Mit Kreditfinanzierung durch westeuropäische Banken und Regierungen wurde 1996 dann weitergebaut und der russische Kraftwerkstyp mit westlicher Sicherheits- und Steuertechnik nachgerüstet. Da während der vierjährigen Bauunterbrechung keine ordnungsgemäße Konservierung erfolgte, sind wichtige Bau- und Maschinenteile korrodiert, worauf dann beim Weiterbau nur in gravierenden Ausnahmefällen Rücksicht genommen wurde.


Desweiteren mehren sich, auch angesichts des pannenreichen Testbetriebs des neuen tschechischen Atomkraftwerks Temelin, die Expertenstimmen, die zu bedenken geben, dass gerade die Vermischung von östlicher Bauweise und westlicher Steuerungstechnologie ein hohes Risikopotenzial berge
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Was durch anlagenspezifische Konstruktionsfehler außerdem noch befürchtet wird, ist, dass die hohe Rotorgeschwindigkeit und die ungünstige räumliche Anordnung der Turbinen im Falle abgerissener Rotorblätter zu schweren Schäden im nuklearen Teil der Anlage, konkret am Kühlsystem oder am Notkontrollraum, führen könnte. Es ist wahrscheinlich, dass in einem solchen Schadensfall große Mengen Wasserstoff in die Maschinenhalle entweichen und dort in Reaktion mit dem Sauerstoff hochexplosives Knallgas bilden würden.


Da Mochovce auf eine Betriebsdauer von mindestens 30 Jahren ausgelegt ist und die slowakische Regierung dazu im Rahmen etwaiger EU-Beitrittsverhandlungen auch noch durch die Abschaltung Bohunices ihren guten Willen demonstrieren könnte, ist davon auszugehen, dass Mochovce frühestens im Jahr 2030 stillgelegt wird.