Kalinin

Kernkraftwerk Kalinin

Foto: Rosatom

Das zweite relativ moderne russische Kernkraftwerk steht in Kalinin, 250 Kilometer nördlich von Moskau in der Twer-Region, nicht weit entfernt von der Stadt Udomlia.

In der ursprünglich für vier Reaktorblöcke ausgelegten Anlage sind zur Zeit zwei WWER-1000-Reaktoren in Betrieb. 1984 bzw. 1986 ans Netz gebracht, ist damit zu rechnen, dass in Kalinin noch bis mindestens ins Jahr 2030 hinein Atomstrom produziert werden wird, zumal der dritte Block, ebenfalls ein WWER-1000, kurz vor der Fertigstellung steht. Seine Inbetriebnahme ist für das Jahr 2004 vorgesehen.


Elektrizität aus dem AKW Kalinin deckt 60 Prozent des Strombedarfs der Twer-Region und wird darüber hinaus auch noch in die Netze der Millionenstädte Moskau, Wladimir und St. Petersburg eingespeist.
Das Reaktordesign ist relativ modern, zumindest das Modernste, was in der russischen Atomwirtschaft zu finden ist. Mit dem Zustand des Kraftwerks scheint es jedoch nicht zum Besten bestellt zu sein, besonders Anfang der 90er Jahre ging es in Kalinin praktisch drunter und drüber - in den vier Jahren zwischen 1990 und 1994 wurden aus Kalinin mehr als 120 Betriebsstörungen gemeldet, eine außergewöhnlich hohe Zahl, die auf schlechte Materialwartung (vor allem im nichtnuklearen Teil der Anlage) und einen verbreiteten Hang zur Fahrlässigkeit seitens der Belegschaft hindeutet.

Als Reaktion auf diese Fehlentwicklung hatte die staatliche Inspektionsbehörde Gosatomnadzor noch im Jahr 1994 verfügt, dass beide Reaktoren bis auf weiteres nicht mehr auf Volllast betrieben werden dürfen - ein äußerst seltener Vorgang.


Nach einigen Veränderungen, auch personeller Natur, bewegt sich die Anzahl der Betriebsstörungen mittlerweile wieder auf einem normalen Niveau, auch die Gosatomnadzor-Anordnung wurde wieder zurückgenommen. Daher erhält Kalinin die gleiche Riskoeinstufung wie die baugleiche Anlage in Balakowo.