Balakowo
Foto: Rosatom
In Balakowo, 900 Kilometer südöstlich
von Moskau in der Nähe von Saratow an der Wolga, befinden sich
zur Zeit vier WWER-1000-Reaktoren in Betrieb. Die Anlage machte in der
Vergangenheit weniger durch Störfälle denn durch chaotische
Zustände von sich reden. Und doch gab es auch von ersterem bereits
ein tragisches Vorkommniss in Balakowo - am 27. Juni 1985, als während
der Erprobungs- und Inbetriebnahmearbeiten ein Sicherheitsventil abriss,
was dazu führte, dass urplötzlich 300°C heisser Wasserdampf
in einen Raum schoss, in dem gearbeitet wurde. Die traurige Bilanz:
14 Tote, bevor überhaupt ein Megawatt Strom produziert werden konnte.
Seitdem hat es in der für russische Verhältnisse modernen
Anlage keine weiteren Störfälle mit Todesfolge mehr gegeben.
Bekanntestes Vorkommniss seit der Inbetriebnahme: am 4. März 1992
brach in einem elektrischen Bereich von Block 3 ein Feuer aus, das erst
nach 40 Minuten gelöscht werden konnte und zu einer Notabschaltung
des Reaktors führte.
Für das russische Atomministerium ist Balakowo eine Art "Vorzeigeobjekt"
- hier wurde im Jahr 1993 auch der erste Reaktorblock nach dem Ende
der Sowjetunion in Betrieb genommen. Außerdem befindet sich in
Balakowo das erste russische Trainings-Center für Bedienungsmannschaften,
initiiert durch ein US-amerikanisches Hilfsprogramm. Die Schulungen
in Balakowo werden darüber hinaus - besonders auf dem personellen
Sektor - durch das hessische Partnerkraftwerk Biblis unterstützt.
Das alles konnte jedoch nicht verhindern, dass der wirtschaftliche Niedergang
Russlands auch in Balakowo seinen Ausdruck fand. Da die eigenen Schuldner
säumig waren, konnte auch das Kraftwerk seinerseits die Schulden
bei staatlichen Institutionen nicht mehr begleichen, so dass es Ende
1998 kurz davor stand, einen Konkursantrag stellen zu müssen. Die
Steuerpolizei war zwecks Pfändung bereits vor Ort gewesen, musste
aber wieder kehrt machen, da Pfändungen auch die Betriebssicherheit
beeinträchtigt hätten. Mittlerweile hat sich die finanzielle
Situation des Kraftwerks wieder entspannt, doch steht es nur exemplarisch
für einige weitere russische Atomanlagen, die mit denselben Finanzierungsproblemen
kämpfen mussten und es bis heute noch immer tun.
Trotz dieser Schwierigkeiten gehört das Atomkraftwerk von Balakowo
jedoch allein aufgrund des recht modernen Reaktordesigns (WWER-1000)
und des noch recht jungen Betriebsalters (Balakowo ist das jüngste
russische Kernkraftwerk) gemeinsam mit der Anlage von Kalinin zu den
vergleichsweise sicheren russischen Kernkraftwerken
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